Die Weiterbildung zum Praxisanleiter hat das Ziel den Teilnehmern Fachkompetenz, Methodenkompetenz, soziale und persönliche Kompetenz sowie systemisch-ökologische Kompetenz zu vermitteln. Um diesen hohen Anforderungen an Praxisanleiter gerecht zu werden, werden Anleitungsqualifikationen, aber auch strukturelle Qualifikationen geschult.
Zu den Anleitungsqualifikationen zählen:
- Entwicklungspsychologie des Jugend- und Erwachsenenalters
- Lernpsychologie, Selbstgesteuertes Lernen
- Motivationspsychologie, Umgang mit Lernschwierigkeiten
- Didaktik und Methodik, Planung und Gestaltung von Anleitungsprozessen
- Berufliche Sozialisation
- Schlüsselqualifikationen und Handlungskompetenz
- Lernbegleitung und Beratung, Analyse von Lernzielen
- Rollenkompetenz, Selbstbild, Zeitmanagement
- Kommunikation und Gesprächsführung
- Anleitung in besonderen Situationen
- Beurteilungssysteme und Prüfungen: Planung, Durchführung, Verfahren, Leistungsmessung
- Konfliktmanagement
Zu den zusätzlich zu erwerbenden strukturellen Qualifikationen zählen:
- Qualitätsmanagement
- Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität in der praktische Ausbildung
- Recht: Haftungsrechts, Arbeitsrecht, Jugendarbeitsschutzgesetz, Krankenpflegegesetz, landesspezifische Verordnungen
Formale Voraussetzungen
Um an einer Weiterbildung zum Praxisanleiter teilzunehmen, muss ein Berufsabschluss als
- Altenpfleger,
- Gesundheits- und Krankenpfleger,
- Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger,
- Hebamme bzw. Entbindungspfleger oder
- Operationstechnischer Assistent
vorliegen sowie zusätzliche Berufserfahrung von mindestens zwei Jahren. Alternativ zur Berufsausbildung berechtigt auch ein akademischer Studienabschluss im Pflege- und Gesundheitsbereich zur Zulassung.
Persönliche Voraussetzungen
Wer als Praxisanleiter arbeitet, ist pädagogisch tätig und muss deshalb über hohe soziale Kompetenzen verfügen. Das heißt, es ist wichtig, sich auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Auszubildenden einstellen zu können und ihre individuellen Talente und Problemlagen zu erkennen, um sie bestmöglich fördern zu können. Eine Affinität zu Psychologie und Didaktik darf also nicht fehlen. Organisatorisches Talent sollte ebenfalls vorhanden sein bzw. ist eine strukturierte Arbeitsweise unerlässlich, vor allem wenn es um die Zusammenarbeit mit Lehrkräften und der Einrichtungsleitung geht. Als Schnittstelle innerhalb des Ausbildungssystems werden außerdem gute kommunikative Fähigkeiten verlangt.
Die Weiterbildung zum Praxisanleiter umfasst 200 Unterrichtsstunden, die in der Regel an ein oder zwei festen Tagen in der Woche über ein gutes halbes Jahr verteilt, abgehalten werden. Das heißt die Weiterbildung findet berufsbegleitend statt.
Zur Theorie kommen noch eine Hospitation in einer Berufsfachschule sowie Lerneinheiten zuhause. Am Ende der Weiterbildung wird eine Facharbeit verfasst, die sich mit einem in der eigenen Einrichtung durchgeführten Projekt beschäftigt.
Die Theoriestunden finden bei manchen Anbietern tagsüber statt, bei anderen wiederum in den Abendstunden. Es ist also wichtig, den Zeitplan mit Vorgesetzten und Kollegen abzusprechen. Während der Weiterbildung müssen Teilnehmer von ihrem Arbeitgeber also häufig für Theoriestunden und Hospitation freigestellt werden, sowie ihnen die Durchführung einer Projektaufgabe am Arbeitsplatz ermöglicht werden muss.
Alternativ zur berufsbegleitenden Durchführung der Weiterbildung, gibt es auch die Möglichkeit, das Zertifikat zum Praxisanleiter in Vollzeit zu erwerben. Der Unterricht wird dann gebündelt am Stück durchgeführt, zum Beispiel innerhalb eines Monats.
In Deutschland legen das Krankenpflegegesetz (KrPflG) und die Ausbildungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege (KrPflAPrV) sowie das Altenpflegegesetz (AltPflG) und die entsprechende Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (AltPflAPrV) die Aufgaben der Praxisanleitung fest und die damit verbundenen Anforderungen an die Weiterbildung – zum Beispiel, dass diese einen Umfang von 200 Stunden haben muss. Durch die gesetzliche Grundlage und eine am Ende der Weiterbildung anstehende Abschlussprüfung ist der Abschluss als Praxisanleiter staatlich anerkannt.
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Die Theorie erlernen Auszubildende in der Pflegefachschule von Lehrern für Pflegeberufe, die Praxis mit ihrer Arbeit in der Ausbildungseinrichtung. Doch auch hier benötigen sie natürlich Betreuung und Anleitung. Praxisanleiter übernehmen damit die Verantwortung für die praktische Ausbildung der Auszubildenden. Ihr Ziel ist es, die Auszubildenden zu einer eigenständigen Ausführung der beruflichen Tätigkeiten als Pflegefachkraft zu befähigen. Sie setzen dazu theoretische Anforderungen und praktische Erfordernisse miteinander in Beziehung, indem sie erklären, in Abläufe einweisen, Tätigkeiten demonstrieren und Lernziele festlegen. Neben der fachlichen Vermittlung sind sie auch Vorbild, wenn es um den Umgang mit Patienten und die Zusammenarbeit im Team geht. Des Weiteren planen sie Einsatzlänge und -orte während der Ausbildung. Dazu sprechen sie sich intern mit den unterschiedlichen Abteilungs-/Stationsleitern ab und kooperieren mit den Lehrern in der Pflegefachschule. Im Verlauf der Ausbildung führen sie Zwischengespräche zum Leistungserfolg und beurteilen die Arbeit der Auszubildenden. Und am Ende sind sie Teil der Prüfungskommission in der Abschlussprüfung.
Die Anleitung von Auszubildenden nimmt natürlich nicht den gesamten Arbeitstag ein, vor allem dann nicht, wenn es sich um eine kleine Einrichtung mit wenigen Auszubildenden handelt. Praxisanleiter nehmen also auch weiterhin ihre Tätigkeit als Pflegefachkraft wahr, diese wird dann aber eben durch die anfallenden Aufgaben aus ihrer Verantwortung als Ausbilder ergänzt. Wie viel Zeit die Praxisanleitung im Arbeitsalltag in Anspruch nimmt, hängt u.a. davon ob, wie viele Auszubildende beschäftigt werden oder in welcher Phase sich die Auszubildenden befinden. Mit dem Verlauf der Ausbildung wächst schließlich der Wissensstand und damit die Eigenständigkeit. Stehen Zwischenprüfungen oder die Abschlussprüfung an, ist die Betreuung wieder zeitintensiver.
Praxisanleiter sind immer examinierte Pflegekräfte, die nach wie vor in der aktiven Pflege arbeiten, aber gleichzeitig die Anleitung der Auszubildenden übernehmen. Diese zusätzliche Verantwortung schlägt sich leider nicht zwingend im Gehalt nieder. Pflegefachkräfte verdienen im Durchschnitt 2.400 - 3.300 Euro brutto monatlich*, ähnlich sieht es also bei Praxisanleitern aus. Ob das eigene Gehalt nach der Weiterbildung eher an der unteren oder der oberen Grenze einzuordnen ist oder sogar noch deutlich drüber ist, hängt vor allem davon ab, ob man in der Altenpflege oder Krankenpflege beschäftigt ist und wie groß die Pflegeeinrichtung ist. In Krankenhäusern wird häufig besser verdient als in Altenpflegeeinrichtungen, das ist auch ohne die Weiterbildung zur Praxisanleitung so. Zusätzlich ist die Mitarbeiterzahl entscheidend: Große Institutionen zahlen deutlich mehr als kleine Einrichtungen. Weitere Faktoren, die das Gehalt stark beeinflussen, sind Standort, Alter, Aufgabengebiet und natürlich das persönliche Verhandlungsgeschick.
* Quelle: Gehalt.de, Stand: 03/2021
Allen, die bereits auf der Jobsuche sind oder sich einfach nur mal den Pflege-Arbeitsmarkt näher anschauen wollen, raten wir einen regelmäßigen Blick in Stellenbörsen.